ALLEIN ALLEIN

Boris Herrmann hat 2020/21 als erster Deutscher an der legendären Vendée Globe teilgenommen und schaffte es trotz einer Kollision kurz vor dem Ende noch als Fünfter ins Ziel. 

Die Vendée Globe gilt als härteste Einhand-Regatta der Welt. Wir haben mit ihm über das Rennen und seine Herausforderungen gesprochen.
 

Boris, du hattest schon vier Weltumrundungen im Segelboot hinter dir, bevor du 2020/21 an der Vendée Globe teilgenommen hast. Was war deine Strategie für dieses Rennen?

Ich bin eher vorsichtig gesegelt. Ich wollte nicht mit einem großen Schaden oder Mastbruch im Südmeer rumtreiben... Ich bin kein Auf-Gedeih-und-Verderb-Sportler. Vielleicht führt das manchmal schneller zum Erfolg, aber manchmal eben auch nicht, wie im Fall von Kevin Escoffier, dem sein Boot durchgebrochen ist.

 

Du warst bei seiner Rettungsaktion beteiligt. Hattest du so etwas Ähnliches schon mal erlebt?

Nein, noch nie. Das war das erste Mal. Und es war eine wirklich unangenehme Erfahrung, weil man damit konfrontiert war, wie groß und wild der Ozean eigentlich ist. Es ist gar nicht so leicht für uns zu verstehen, was da eigentlich passiert ist. Wenn der Mast bricht, dann liegt es ziemlich sicher daran, dass man zu hart gesegelt ist. Es ist aber sehr, sehr unwahrscheinlich, dass ein Boot einfach durchbricht.

 

Wie gut kanntest du dein Boot, die Seaexplorer? Hast du dich dort sicher gefühlt?

Ich kannte jeder Schraube und jede Faser, denn ich bin im Vorfeld mit dem Schiff extrem viel gesegelt, insgesamt eine Distanz, die größer ist als die der Vendée Globe. Ich habe zehn Mal den Atlantik überquert, einmal ja auch mit Greta Thunberg.
 

 


80 Tage Einsamkeit. Dazu konnte mir keiner vorher Tipps geben. Weil es auch kaum jemand mal erlebt hat. 

Boris Herrmann




Im Rennen müsst ihr die gesamte Route allein und ohne Beratung durch euer Team segeln. Wie ist das, wenn man seinen Konkurrenten unterwegs begegnet?

Wenn man in Sichtweite ist, dann spricht man schon mal miteinander, über UKW. Außerdem sind alle unsere Handys über das Bord-WLAN auch mit einer Satellitenleitung verbunden. Damit nutzen wir dann WhatsApp. Es gab eine WhatsApp-Gruppe, bei der bis auf die Top-Favoriten fast alle Skipper dabei waren. Da hat jeder mal was gesagt oder einen Witz gepostet.

 

Trotzdem hattest du die meiste Zeit niemanden, mit dem du reden konntest. Hat es dir geholfen, deine Eindrücke mit deiner Handykamera festzuhalten?

Absolut. Ich hab‘ mich nach den Aufnahmen auch immer ein bisschen frischer gefühlt. Man macht ein paar Versuche, das kostet ja nichts, und wenn das Gesagte zu grummelig rüberkommt, dann versucht man es nochmal auf eine nettere Art. Und lächelt dabei. Da zwingt man sich quasi, ein bisschen positiver zu sein und das färbt dann ab für den ganzen Rest des Tages.

 

Hast du innerhalb dieser 80 Tage auf See neue Seiten an dir entdeckt?

Wenn man sich in so eine Situation begibt, und keine Wahl mehr hat, erfährt man erst, wie viel Kraft Körper und Geist noch mobilisieren können und dass man die Grenzen noch so viel weiter rausschieben kann. Das ist schon eine spannende Erfahrung. Dass man über Wochen und Monate so unterbrochen schlafen kann, mit nie länger als zwei Stunden am Stück, und dass man die ganze Zeit körperlich so aktiv sein kann. Man muss halt alles selber machen. Das ist ungemein faszinierend und wird nie langweilig.

 

Euer Team ist gerade dabei, ein neues Boot für die nächste Vendée Globe zu bauen. Rechnest du dir damit dann bessere Siegchancen aus?

Das Komische ist, dass im Moment viele der guten Teilnehmer der letzten Vendée Globe gerade neue Schiffe bauen! Wir haben den Wettbewerb dann um vier Jahre verlegt und auf ein höheres Level gehoben. Da fangen wir alle noch mal bei Null an. Noch mal den 5. Platz zu schaffen, wäre ein Riesenerfolg.


Vielen Dank für das Interview! 

Wir drücken dir die Daumen für das nächste Rennen!
 




Die VENDÈE GLOBE

ist eine Non-Stop-Regatta für Einhandsegler. Sie gilt als härteste Regatta der Welt. Start und Ziel liegen in Frankreich, die Segelroute führt durch die Roaring Forties entlang des Südpolarmeeres einmal um den Globus. Um die Antarktis und die dort herumtreibenden Eisberge gibt es eine weiträumige Schutzzone, in die die Skipper nicht hineinsegeln dürfen.
 


 

 

Zur Person: 

BORIS HERRMANN

nahm bereits mit 18 an der Mini-Transat teil; es war seine "Einstiegsdroge" in die Welt des Segelsports. Er studierte Ökonomie in Bremen und segelte erfolgreich für verschiedene Teams. Mittlerweile ist er Skipper des Teams Malizia, das er 2016 gemeinsam mit Pierre Casiraghi gegründet hat. 2019 brachte er Greta Thunberg klimaneutral über den Atlantik zum UN-Klimagipfel nach New York.  

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Die gesamte 90-minütige Doku „STURMFAHRT - the world's toughest sailing race“ gibt es exklusiv bei RTL+ zu sehen.

 

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